1951
Die Geschichte der NGD-Gruppe und ihrer Einrichtungen.
Die Geschichte der NGD-Gruppe und ihrer Einrichtungen.
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Schleswig-Holstein und der Landesverband der Inneren Mission in Schleswig-Holstein schlossen sich in Personalunion zusammen. Beide Unternehmen hatten von nun an eine gemeinsame Leitung, agierten aber weiterhin als selbständige Institutionen. Die Verwaltung der Inneren Mission zog von Kiel nach Rendsburg und arbeitete in Bürogemeinschaft mit dem Hilfswerk im Rendsburger Martinshaus.
Neu eingeführt wurde bei der Inneren Mission das Amt des hauptamtlichen Landespastoren. Im Rahmen der Personalunion wurde der Landespastor von der Kirchenleitung auch zum Beauftragten des Hilfswerkes ernannt. Pastor Alfred Petersen aus Husum war der Erste, der das Amt des Landespastoren inne hatte.
Ein Platz in einem Lager ohne jeden Komfort und mit durch die Enge eingeschränkter Privatsphäre - mehr konnte den meisten Menschen zunächst nicht geboten werden. Viele der Flüchtlinge verharrten für mehrere Jahre unter diesen Umständen. Mitarbeitende des Evangelischen Hilfswerkes unterstützten die Menschen in den Lagern und kümmerten sich vor allem um die Jugendlichen.
Auch in Ahrensburg gab es Lehrstellen zu besetzen, aber viele geeignete Bewerber wohnten zu weit weg um zu pendeln. Abhilfe schaffte Haus Woldenhorn: als Lehrlingswohnheim gab es den Auszubildenden ein neues Zuhause auf Zeit.
„Das ist ein Erfolg, der nicht übersehen werden kann, weil ja gerade in Schleswig-Holstein die Lehrstellen mit der Laterne gesucht werden.“
108 vermittelte Lehrstellen – keine eineinhalb Jahre nach seiner Gründung gab das Jugendaufbauwerk (JAW) in Eutin bekannt, dass über 2/3 der Lehrgangsabsolventen durch die Hilfe des Hilfswerkes der evangelischen Kirche in Deutschland einen Lehrvertrag unterschreiben konnten.
Neben Unterricht und gemeinnütziger Arbeit sollte den Jungen in ihrer Zeit im JAW auch praktische Erlebnisse geboten werden. Dafür wurden die sogenannten Belehrungsfahrten durchgeführt. Sie waren ein besonderes Erlebnis: kaum einer war jemals zuvor auf Reisen gegangen.
Eine dieser Fahrten ging von Eutin aus zunächst nach Lübeck. Zwei Tage lang besichtigten die Jungen Betriebe, aber auch das Holstentor und die Baustelle der im Krieg zerstörten Marienkirche. Ein Stadtbummel fehlte natürlich auch nicht. Am Abend gab es einen Programmpunkt, den so wohl auch keiner der Jungen jemals zuvor erlebt hatte: sie besuchten eine Aufführung von Aida. Nach diesen vielen neuen Eindrücken ging es für weitere drei Tage nach Hamburg. „Planten und Blomen“ zeigte die praktische Seite des Biologieunterrichtes, während bei Hagenbecks Tiere aus der ganzen Welt bestaunt werden konnten. Auch ein Besuch der Landungsbrücken, des Rathauses und des Michels durfte nicht fehlen. Beeindruckt waren die Jungen von der Hafenrundfahrt, bei der sie „die größten Schiffe der Welt“ sahen, aber auch vom St. Pauli-Elbtunnel.
Neben dem Spaß hatten diese Fahrten einen ernsten Hintergrund. Viele der Jungen hatten eine feste Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft – und manch einer schätzte sich und seine Fähigkeiten dabei ein wenig falsch ein. Durch die Besichtigung von Betrieben und Arbeitsfeldern wie dem Hamburger Hafen wurden den Jungen zahlreiche neue Berufe vorgestellt, die sie vorher für sich nicht in Betracht gezogen hatten. Die Berater / -innen des Arbeitsamtes, die eng mit dem JAW zusammenarbeiteten, konnten daher viele von ihnen in Lehrstellen vermitteln, die nichts mit den im ersten Gespräch genannten Traumberufen aus Kindertagen gemeinsam hatten. Der gute Ruf der JAW´s erwies sich ebenfalls als Türöffner. Trotz eher bescheidener Schulzeugnisse war so mancher Meister bereit, einem Auszubildenden eine Chance zu geben, der seinen Fleiß und seinen Ehrgeiz während eines Lehrganges bewiesen hatte.
Ein großes Flüchtlingslager prägte das Bild des Ehndorfer Platzes in Neumünster in den letzten Jahren. Durch die Zusammenarbeit der Norwegischen Europahilfe, dem Lutherischen Weltverbund, dem evangelischen Hilfswerk, der Propstei Neumünster und der Landesregierung von Schleswig-Holstein konnte dort 1951 das Jungenheim des Jugendaufbauwerkes (JAW) Neumünster eröffnet werden.
Ende 1951 zogen die ersten Jungen in Neumünster ein. Sie fieberten einem großen Ereignis entgegen, das seine Schatten schon lange vorauswarf: der Einweihungsfeier am 20. Dezember, die zeitgleich die Weihnachtsfeier war – und der letzte Tag vor dem ersehnten Weihnachtsurlaub.
Um den Feierlichkeiten einen besonderen Rahmen zu verleihen verpflichtete der Heimleiter, Herr Brückner, nicht nur seine Frau, sondern auch seine Eltern und freiwillige Helfer. Sie sollten den Tagesraum und das Lesezimmer schmücken und die Geschenke für die Jungen hübsch verpacken. Die Wunschzettel waren schon lange geschrieben, und die Heimeltern hatten sich alle Mühe gegeben, um ihren Schützlingen einen Weihnachtswunsch zu erfüllen.
Zwischen Arbeiten und Lernen waren Feiern eine willkommene Ablenkung im Alltag der Jungen. Dennoch stand die Suche nach einer Lehrstelle immer im Vordergrund – und viele junge Menschen legten in ihrer Zeit im JAW den Grundstein für ihre berufliche Zukunft.
und dann nichts wie ab nach – St. Peter. In den letzten Jahren war das ehemalige Strandhotel als Internat genutzt worden. Kinder und Jugendliche, die als Folge von Krieg und Flucht auf sich allein gestellt waren und ihre schulische Ausbildung fortsetzen wollten, hatten hier im Pestalozzi-Internat ein neues Zuhause gefunden. Doch die Zeiten hatten sich geändert in der jungen Bundesrepublik: immer weniger Kinder benötigten einen Internatsplatz. In den Erholungsheimen des Hilfswerks der evangelischen Kirche war der Ansturm aber nach wie vor ungebrochen. Wieso also nicht die perfekte Lage an der Nordsee nutzen? Mit dem Ende des Schuljahres 1950 / 51 schloss das Internat seine Pforten, um im Sommer für Jugendfreizeiten und als Erholungsheim neu zu eröffnen.