Matomo - Web Analytics

1947

Die Geschichte der NGD-Gruppe und ihrer Einrichtungen.

1947

Die neue Art des Spendens hatte für alle Seiten Vorteile. Deutschland war weiterhin verzweifelt auf die Hilfe und die Großzügigkeit der Menschen im Ausland angewiesen. Aus immer mehr Ländern kamen gespendete Güter – oft von Menschen, die selbst kaum etwas hatten. Jedes Kleidungsstück, egal wie abgetragen, jedes Paar Schuhe wurde dringend gebraucht, Medikamente wurden ebenso sehnsüchtig herbeigewünscht wie Lebensmittel. In der Bizone, dem Zusammenschluss der Britischen Zone und der US-Zone, begann der wirtschaftliche Wiederaufbau. Langsam entstanden wieder Arbeitsplätze – und da die Spender der Bitte nachkamen, jetzt keine fertigen Produkte mehr zu schicken, sondern Rohstoffe, konnte viel mehr erreicht werden. Statt Gesangbüchern kam nun Papier, statt Glühbirnen Draht – man stellte alles her, was möglich war. Landwirte bekamen Unterstützung durch das „Heifer-Project": die von Dan West gegründete Organisation schickte junge, trächtige Kühe in notleidende Gebiete, um nachhaltige Hilfe zu bieten. Wer eine solche Kuh bekam, verpflichtete sich, jedes zukünftige weibliche Kalb dieser Kuh an eine andere Familie in Not zu verschenken. Amerikanische Farmer gründeten CROP (Christian Rural Overseas Program), um notleidenden Kirchengemeinden Teile ihrer Ernte zukommen zu lassen. Das Hilfswerk der evangelischen Kirche, das nun seinen Hauptsitz für Schleswig-Holstein im Rendsburger Martinshaus hatte, verteilte auch all diese Spenden unter den Bedürftigen vor Ort. Mit Rat und Tat standen die Mitarbeitenden den Menschen in den Lagern zur Seite, und auch für Kinder in Not konnte immer mehr getan werden.

mit seinem Kreishafen zunehmend an Bedeutung.

Mit dem Umzug Pastor Dr. Mohrs in das spätere Martinshaus wird Rendsburg zur Zentrale der Hilfswerkarbeit. Die Kirchenleitung erklärt das Ev. Hilfswerk zum Sondervermögen der Landeskirche und unterstellt es ihrer Dienstaufsicht.

Direktor Mordhorst wird erster hauptamtlicher Geschäftsführer des Landesverbandes für Innere Mission.

In St. Peter nimmt das Pestalozzihaus (später Jugenderholungsdorf St. Peter-Ording) den Internatsbetrieb auf. In Timmendorfer Strand wird das spätere Bugenhagen-Internat gegründet. In Wyk auf Föhr entsteht das Marienhof-Kinderkurheim.

ein Internat. Die meisten Schülerinnen und Schüler waren Waisen oder Halbwaisen, die durch Krieg und Flucht große Lücken in ihrer schulischen Laufbahn hatten. Im Bugenhagen Internat fanden sie ein neues Zuhause und einen Platz zum Lernen.

Wie im Märchen mussten sich viele der Männer und Frauen gefühlt haben, die zur Erholung nach Schloß Tremsbüttel geschickt wurden. Unterernährte und kränkliche Erwachsene aus Städten und Flüchtlingslagern wurden zur Erholung aufs Land geschickt. Die Ruhe und die gute Luft sollten sie bei der Kräftigung unterstützen. Herrschaftliche Möbel suchte man im Schloß allerdings vergeblich. Die Gemälde waren aber noch vorhanden geblieben und vermittelten den Besuchern ein Gefühl von "damals".

Keine Arbeit und keine Perspektive - unter diesen Problemen litten besonders die jungen Menschen in den Flüchtlingslagern. Weit weg von Industriestandorten waren ihre Chancen auf einen festen Arbeitsplatz besonders schlecht. In Heimen für freiwillige Jugendarbeit bekamen sie für eine gewisse Zeit Kost und Logis sowie ein kleines Taschengeld. Im Gegenzug leisteten sie gemeinnützige Arbeit und konnten an zusätzlichem Unterricht teilnehmen. Das Hilfswerk der evangelischen Kirche betrieb solche Einrichtungen in mehreren Flüchtlingslagern.

Mehr gab es im Juni 1947 nicht, als das Hilfswerk der evangelischen Kirche in Deutschland den Mietvertrag für das heutige Nordseesanatorium Marienhof abschloss. Die Kirchengemeinden hatten nun eine Möglichkeit, Kinder und Jugendliche zwischen sechs und vierzehn Jahren zur Erholung auf die Insel zu schicken. Als Erholungsbedürftig galt dabei, wer vom Amtsarzt ein Untergewicht von 10-15 % attestiert bekommen hatte. Die Zahl der unterernährten Kinder war jedoch viel größer war als die Kapazitäten des Marienhofs. Wer eines der begehrten Tickets für die extra bereitgestellten Busse ans Meer bekommen sollte musste daher gut überlegt werden. In der ersten Zeit waren es vor allem Kinder, die sehr viele Geschwister hatten oder deren Vater zu den Opfern des Krieges zählte. Viele hatten kein Dach mehr über dem Kopf und mussten in Notunterkünften hausen, da Bomben und Kämpfe des Zweiten Weltkrieges ihr Zuhause in Schutt und Asche gelegt hatten – sie galten als „ausgebombt“.

Für kurze Zeit stand dem evangelischen Hilfswerk an Haus an der See zur Verfügung. Unterernährte, kranke Kinder aus der Stadt konnten hier für wenige Wochen zur Erholung an die gute Meeresluft geschickt werden.

für Kinder und Jugendliche, die durch Krieg und Flucht ihre schulische Ausbildung unterbrechen mussten. Aus dem Internat wurde das heutige Jugenderholungsdorf St. Peter-Ording.