Genug ist genug
Über 170 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sozialwesen sind der Einladung der NGD-Gruppe zum Jahresempfang 2022 gefolgt.
Das Thema ist aktueller denn je: „Genug ist genug. Damit alle reich sein können, muss niemand arm sein. Über soziale Ungleichheit, Armut und Gerechtigkeit.“
Einkommen, Vermögen und Chancen sind in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt. Mit „Leistung” hat das wenig zu tun: Viele Menschen leisten viel, gehen aber trotzdem leer aus. Einige müssen sich dagegen gar nicht anstrengen, weil nicht nur Geld und Besitz, sondern auch Status, Bildung oder soziales Kapital vererbt werden. Diese Entwicklung wirft die Frage nach Gerechtigkeit auf. Anstatt aber Leistung in unserer Gesellschaft neu zu bewerten und die umverteilende Wirkung des Sozialstaats von oben nach unten zu stärken, kommt es heute sogar zu einer zunehmenden Entsolidarisierung mit weniger privilegierten Menschen.
Zu diesem Thema hat Prof. Dr. Kai Marquardsen einen eindrucksvollen Vortrag gehalten. Seit dem Sommersemester 2018 lehrt und forscht er an der FH Kiel im Bereich Armut und soziale Ungleichheit. Sein Werdegang ist eher ungewöhnlich: Der gebürtige Flensburger machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und parallel dazu über den zweiten Bildungsweg sein Abitur. In Göttingen studierte er Soziologie. 2011 promovierte er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena über die Frage, wie sich informelle soziale Netzwerke von Menschen verändern, wenn sie kaum Fuß fassen können auf dem Arbeitsmarkt oder arbeitslos sind. Er war Geschäftsführer des Jenaer Zentrums für interdisziplinäre Gesellschaftsforschung und ab 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) Göttingen.
Die Gäste des Jahresempfangs konnten sich digital mit Fragen einbringen und ihre Assoziationen zum Thema Armut nennen.